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Michael Rieck
Radfahrer-Lebenslauf
Mit dem Dreirad fing alles an.
Geboren wurde ich 1967 in Hamburg, in der Nähe der Innenstadt und ziemlich nah am Berliner Tor. Dazu noch an einer Ausfall-, aber auch Einfallstraße von Hamburg. Das bedeutet, dass auch schon damals viele Autos auf unserer Straße unterwegs waren und uns Kindern diese als gefährlich bedeutet wurde. Somit führten die Touren immer um den Block. Immer im Uhrzeigersinn, und außer an den Grundstückseinfahrten querte kein Auto meinen Weg. Nach einer Runde vier mal rechts rief ich grinsend in das Blumengeschäft unserer Eltern, dass ich noch eine Runde machen würde. Ich glaube, das ging so lange, bis das Dauergrinsen im Gesicht eingebrannt war oder das Sitzfleisch nicht mehr wollte.
Mit dem ersten Fahrrad und der leidigen Demontage der Stützräder (die waren doch so gut zu mir, ich konnte doch nicht umfallen), wurde das zu erfahrende Gebiet erweitert. Die erste Tour führte bis zur Außenalster, die nächste auch ein Stück an der Außenalster entlang und danach ging es um die Außenalster herum, bevor andere Gegenden mit dem Fahrrad unsicher gemacht wurden.
Eines muss hier noch erwähnt werden. Bevor ich fahren konnte, wurde ich gefahren und zwar durchaus gerne von meinem Bruder. Eines Tages ging es aus Hamburg heraus, und mein Bruder wollte eine Pause machen. Er stellte das Fahrrad ab und ließ mich im Kindersitz vorne am Lenker sitzen. Leider stellte er das Fahrrad nicht richtig ab und somit kam es aus dem Gleichgewicht, und wir stürzten.
Das damit verbundene Trauma konnte ich erst ablegen, als ich mit unserem Neffen (er ist ein Jahr jünger als ich) meinen Bruder in Berlin besuchte. Dieser hatte gerade mal wieder den Yorkshire Terrier seiner Freundin in Pflege. Wir machten einen Ausflug mit unseren Rädern zum Brandenburger Tor und nahmen den Hund in dessen Fahrradkorb mit, in dem er zur Sicherheit angeleint war. Wie geschätzt hundert Andere wollten wir mit Hilfe eines Podestes über die Mauer schauen. Ohne Hund, aber das war ein Fehler; denn die Leine war so lang, dass er aus dem Korb herausspringen konnte, aber nicht so lang, dass er den Boden erreicht hätte, weshalb er - beinahe erhängt - jämmerlich quietschte.
Unter den Blicken von einhundert Menschen, die das Brandenburger Tor auf einmal gar nicht mehr so interessant fanden, mußten wir den gequälten Hund befreien und sahen zu, so schnell wie nur möglich zu verschwinden. Das Gute an der Geschichte ist, dass danach das Trauma von vor mehr als zehn Jahren überwunden war.
Die Fahrräder wurden im Laufe der Jahre immer besser, und die Touren waren am Nachmittag rund 60 km und ganztägig rund 100 km lang. Eine Radreise habe ich mit einem Freund am Ende der Schulzeit gestartet, diese war allerdings nach der ersten Nacht bereits beendet. Denn irgendwie verließ mich die Lust mit diesem Menschen länger Fahrrad zu fahren - erst am Vortag hatten wir unsere erste gemeinsame Radtour gemacht, und die hatte auch schon keinen Spaß gemacht.
Im Berufsleben wurde ich zum Autofahrer, da ich viele Jahre im Außendienst tätig war. Die Fahrräder wurden höchstens mal mit zum Urlaubsort genommen, um dort Tagestouren unternehmen zu können.
Durch eine neue Partnerin kam ein Hund mit in den Haushalt, dieser passt allerdings nicht in einen Fahrradkorb, denn es ist eine Golden Retriever-Hündin, weshalb ein spezieller Hundeanhänger angeschafft wurde. Da mir mein Bruder im Ohr lag, wie gut doch ein vollgefedertes Fahrrad sei, schafften wir uns zwei davon an. Nun fährt der Hund mit seinen beiden Menschen Rad und neuerdings auch Liegedreirad.
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